Olaf Ebert Schaaf-Derichs, Birger HartnuÖŸ, Erik Rahn, Carola. Freiwilligenagenturen in Deutschland--Ergebnisse einer Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa). Stuttgart: Kohlhammer Verlag, 2002. 120 S. ISBN 978-3-17-017992-9.
Reviewed by Christian Baier (Dipl. Soz-Päd., Community Organizer in Chicago und Berlin)
Published on H-Dritter-Sektor (February, 2003)
Der Band "Freiwilligenagenturen in Deutschland" bietet eine erste fundierte Bestandsaufnahme über die Tätigkeiten und Perspektiven der verschiedenen Freiwilligenagenturen in Deutschland, eingebunden in den Kontext der Entwicklung bürgerschaftlichen Engagements. Auch wenn er nicht--wie die Autorengruppe in der Einleitung selbst feststellt--den Anspruch einer wissenschaftlichen Auswertung erhebt, stellt er doch recht umfassend und konkret die aktuelle Situation der Agenturen dar und ist damit als Diskussionsgrundlage für die weitere Entwicklung nicht zu unterschätzen. Die Autorengruppe (Olaf Ebert, Birger Hartnuß, Erik Rahn und Carola Schaaf-Derichs) hat langjährige Erfahrung in der Leitung von Freiwilligenagenturen. Teilweise amtieren sie als Vorstand bzw. Projektleitung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, die die Initiatorin dieser gut 100-seitigen Erhebung war.
Der Band kann unter dem folgenden Link kostenlos bezogen werden: http://www.bmfsfj.de/dokumente/Bestellservice/ix912584960.htm . Der Hauptteil des Buches-- die Wiedergabe der empirischen Befunde (ca. 60 Seiten)--wird dargestellt vor der allgemeinen Bedeutungszunahme bürgerschaftlichen Engagements innerhalb der Gesellschaft, die auch die Freiwilligenagenturen--ursprünglich v.a. entstanden als reine Vermittlungsinstitutionen--vor neue Herausforderungen stellt. Dabei betrachtet er vor allem die drei folgenden Themengebiete: 'Status der Strukturentwicklung', 'Profilentwicklung' und 'Besondere Schwerpunkte', die von 190 Freiwilligenagenturen anhand verschiedener Fragestellungen beleuchtet wurden, die Rücklaufquote lag bei 42%.
Eingeführt wird in das Thema durch einen Begleitkommentar von Prof. Dr. T. Olk (Professor für Sozialpädagogik und Sozialpolitik am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Sachverständiger in der Enquete-Kommission des Bundestages "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements"), der die Ergebnisse der Befragung bereits pointiert vorwegnimmt und so die Blickführung auf den Inhalt erleichtert.
Im Ergebnis erscheinen zwei für die weitere Entwicklung der Freiwilligenagenturen als bedeutsam:
Die neueren Definitionen der 'Bürgergesellschaft' verbinden das engere politische Wirken mit dem traditionellen Ehrenamt zu einem weiter gefaßten 'bürgerschaftlichen Engagement', das auch Auswirkungen auf die Arbeit der Freiwilligenagenturen hat. Statt wie bisher in der Öffentlichkeit weitgehend als "Arbeitsämter für Ehrenamtliche" bekannt zu sein, ist es notwendig, die verschiedenen Formen bürgerschaftlichen Engagements in ihrer Unterschiedlichkeit zu unterstützen. Da die Formen des Engagements recht vielseitig sind, betonen die Autoren die Notwendigkeit einer entsprechenden Vielfalt in den Unterstützungsstrukturen. Diese reichen von den Vermittlungstätigkeiten über Vernetzungs- und Beratungstätigkeit im bürgerschaftlichen Sektor bis hin zu dem 'Schmackhaft-Machen' von Engagement in diesem Feld--wobei da nicht nur die verschiedenen Agenturen, sondern auch andere Akteure des Dritten Sektors gefragt sind.
Die entsprechende Ausdehnung des Aufgabenfeldes ist allerdings untrennbar mit der finanziellen Situation der Freiwilligenagenturen verbunden. Diese ist--das wird im empirischen Teil eindrucksvoll dargestellt--sehr unterschiedlich. Eine Erkenntnis ist allerdings, dass die meisten Agenturen nur sehr kurzfristig finanziert werden und so eine langfristigere Planung, die ein weiteres Engagement über die ausschließliche Vermittlung voraussetzt, sehr erschwert. Entsprechende langfristig orientierte Modelle, die auch ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand einbeziehen, sind zu überlegen.
Diese Ergebnisse, die für die weitere konkrete Arbeit und die notwendigen Rahmenbedingungen von Bedeutung sind, werden mit Hilfe der zugrunde liegenden Daten gut nachvollziehbar hergeleitet. Dabei ist vor allem die Unterschiedlichkeit der Agenturen, ihre Entwicklungen und die jeweils individuelle Situation gut nachvollziehbar. Insofern ergeben sich die oben wiedergegebenen Erkenntnisse und ihre Konsequenzen schlüssig dargestellt aus der aktuellen Situation.
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Citation:
Christian Baier. Review of Schaaf-Derichs, Olaf Ebert; HartnuÖŸ, Birger; Rahn, Erik; Carola, Freiwilligenagenturen in Deutschland--Ergebnisse einer Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa).
H-Dritter-Sektor, H-Net Reviews.
February, 2003.
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